13.03.2020
Wie entstehen Designs für Grußkarten?
Wie entstehen eigentlich die tollen Designs auf Gruß- und Glückwunschkarten? Wir von Ortloff haben eine Expertin gefragt: Susanne Stettler arbeitet als Kartendesignerin beim Schweizer Glückwunschkartenverlag ABC und entwirft bis zu 100 Karten im Jahr. In unserem Interview verrät Sie uns, worauf es dabei ankommt.
Frau Stettler, wie wird man eigentlich Grußkartendesignerin?
Nach meiner Ausbildung zur Dekorationsgestalterin habe ich an der Zürcher Hochschule der Künste Visuelle Kommunikation studiert. Dabei lag der Schwerpunkt eigentlich auf der Visualisierung wissenschaftlicher Sachverhalte. Deshalb habe ich auch zuerst im Medizinbereich gearbeitet.
Meine Leidenschaft war aber schon immer die freie Illustration. Als Designerin von Glückwunschkarten kann ich meine Fantasie schweifen lassen und verschiedene Stile und Techniken ausprobieren. Aus diesem Grund arbeite ich seit rund zehn Jahren für ABC.
Wie gehen Sie bei der Gestaltung einer neuen Grußkarte vor?
Für Fotokarten skizziere ich zunächst ein grobes Layout. Dann lasse ich mich vom Bildmaterial aus unserem Fundus inspirieren. Diese Art Karten zu entwerfen ist sehr intuitiv. Da wird auch manchmal spontan aus einer Geburtstagskarte eine Hochzeitskarte.
Entwerfe ich eine illustrative Karte, scribble ich die Idee zuerst ins Skizzenheft. Danach suche ich Bildmaterial, an dem ich mich beim Zeichnen orientieren kann. Zum Beispiel eine Figur. Die erste Zeichnung erfolgt analog auf Papier. Anschließend setze ich mich an den Computer. Hier folgt die Kolorierung, die Komposition und nicht zuletzt die Betextung.
Sind die einzelnen Arbeitsschritte immer gleich?
Normalerweise ja. Nur mit einem routinierten Workflow komme ich zügig auf ein gutes Ergebnis. Aber ich habe auch die Freiheit, Sachen auszuprobieren. So beschäftige ich mich zum Beispiel mit Handlettering und experimentiere mit Brushpens und Aquarellfarben.
Wo finden Sie Inspirationen?
Im Alltag auf der Straße, in den Schaufenstern, im Internet und in den sozialen Medien... Überall verstecken sich Ideen. Man muss sie nur aufgreifen und in die entsprechende Form bringen. Dabei muss man das Rad nicht immer neu erfinden. Oft reicht es, Bestehendes in ein neues Licht zu rücken oder Angestaubtem einen neuen Glanz zu verleihen.
Wie lange braucht es von der ersten Idee bis zur fertigen Karte?
Das ist ganz unterschiedlich! Wenn ich eine konkrete Idee im Kopf habe und die Ausführung eines Entwurfes nicht zu aufwändig ist, steht die Karte schon nach einer halben Stunde. Für illustrierte Karten brauche ich länger: Da sitze ich schon mal einen ganzen Arbeitstag dran – vor allem wenn ich auch Innenseiten gestalten muss.
Auf was muss man beim Kartendesign achten?
Trotz der kreativen Freiheit darf ich nie vergessen, dass eine Glückwunschkarte vor allem ein Produkt ist, das sich verkaufen soll. Deshalb sollte sie den Käufer schon aus der Entfernung ansprechen.
Erhabene Drucke, Einleger, Schleifen – wie gehen Sie die Gestaltung besonderer Features an? Basteln Sie die Karten von Hand?
Ja! Ein Kartenentwurf sollte möglichst der fertig gedruckten und veredelten Karte entsprechen. Prägungen werden simuliert, eventuelle Schleifen oder Gimmicks so angebracht, wie es in der Produktion später auch gemacht wird. Unsere Entwürfe präsentieren wir in einer Kartenwand. So hat man schon einen Eindruck, wie sie als fertige Karten im Laden wirken.
Wie viele Kollektionen entwerfen Sie im Jahr? Was bedeutet überhaupt Kollektion in diesem Kontext?
Kollektion nennen wir eine Sammlung von Karten zu bestimmten Themen. Wir entwerfen pro Jahr jeweils eine Saisonkollektion. Das sind Karten zu Anlässen mit fixen Terminen, wie Valentinstag oder Ostern. Außerdem eine Weihnachtskollektion, mit Adventskalendern, Weihnachts- und Neujahrskarten und auch Geschenkanhänger. Am größten und wichtigsten ist aber unsere Allgemeinkollektion. Sie beinhaltet Karten zu allen Anlässen – vom Babyglück über Geburtstage bis hin zur goldenen Hochzeit.
Apropos Hochzeit: Im Frühling wird ja traditionell viel geheiratet – gibt es dafür eine eigene Kollektion?
Die Hochzeitskarten gehören zur Allgemeinkollektion. Wir entwerfen jährlich etwa 25 ergänzende Karten zur bestehenden Kollektion. Hochzeitskarten sind immer etwas Besonderes – sehr hochwertig und oft großformatig.
Welche Karten sind am beliebtesten?
Eher die Karten, die die große Masse ansprechen. Oft Designs mit Witz und Humor und nicht solche, die aktuellen Trends entsprechen. Smileys, Marienkäfer und vierblättrige Kleeblätter verkaufen sich immer gut. Aber auch klassische Motive wie Blumen, Herzen und Geburtstagstorten sind beliebt.
Was sind die Trends für 2020 – auf welche Kartendesigns dürfen wir uns freuen?
Trends gibt es viele. Ich tippe auf hochwertige Karten aus edlem Papier, elegante Folien- und Blindprägungen, helle, bunte Farben sowie plakative Handschriften. Am Ende entscheidet aber immer der Konsument, ob sich ein Trend durchsetzt oder nicht.
Mit Kreativität verdient die Grußkartendesignerin Susanne Stettler nicht nur ihre Brötchen – sie gehört auch privat zu ihrem Alltag. Die Grafikerin näht, richtet die Wohnung ein und fotografiert gerne. Letzteres am liebsten auf VW-Bus-Touren mit Mann und Kind. Seit zehn Jahren arbeitet die 40-jährige Illustratorin für den Schweizer Glückwunschkartenverlag ABC und hat dort ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.
Ob Geburtstagsglückwunsch, Weihnachtsgruß, Gute-Besserungs- oder Babykarte – in unserem Geschäft in Köln finden Sie die richtige Karte für jeden Anlass und Empfänger. Vielleicht entdecken Sie in der Kartenwand ja sogar das ein oder andere Design von Susanne Stettler? Wir von Ortloff freuen uns auf Ihren Besuch!