07.01.2016

Worauf es beim ersten Füller ankommt

Grundschülerinnen und -schüler freuen sich wie verrückt auf ihn – Eltern wissen hingegen überhaupt nicht, auf was sie bei ihm achten sollen. Die Rede ist vom ersten Füller. Dr. Kahler, Grundschullehrer und pädagogischer Berater von Pelikan, verrät im Interview, worauf es beim ersten Füller ankommt.

Ein Junge sitzt in einem Schreibwarengeschäft an einem Tisch und probiert mit Schreibübungen einen Füller aus. Eine Verkäuferin sitzt ihm gegenüber und schaut ihm dabei zu.

Hallo Herr Dr. Kahler, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Sagen Sie mal: Können Sie sich noch an Ihren ersten Füller erinnern?

Ja, ich erinnere mich noch genau, es handelte sich um einen hellblauen Pelikano, auf den ich richtig stolz war! Da muss ich ungefähr acht Jahre alt gewesen sein. Ich ging in die Grundschule, auf die auch schon meine Mutter ging. Das ist nun gut 40 Jahre her!

Blauer Pelikano Füller aus dem Jahr 1960.
Pelikano Füller aus dem Jahr 1960.

Wissen Sie noch, was damals besonders wichtig beim ersten Füller war?

Geachtet wurde vor allem darauf, dass die Handhabung des Füllers kindgerecht war: Ich sollte den Patronenwechsel alleine hinbekommen und der Füller sollte nicht vom Tisch rollen. Das war damals besonders wichtig, da die Tische sehr glatt und etwas geneigt waren. Ergo-Mobiliar mit Rutschkante, das es heute gibt, kannte man noch nicht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich das Tintenfenster stundenlang anstarrte: Wann war die Patrone leer, damit ich sie endlich wechseln konnte?  

Was ist Ihnen als Kind beim Schreibenlernen mit einem Füller schwergefallen?

Die Aufwärtsbewegung bei den Buchstabenverbindungen der Lateinischen Ausgangsschrift. Es dauerte lange, bis ich begriff, dass sich die Feder beim Schreiben etwas mitdreht. Manchmal fällt mir das sogar noch heute auf, dann muss ich insgeheim etwas schmunzeln und daran zurückdenken…  

Haben heutige Schülerinnen und Schüler die selben Probleme beim Schreibenlernen?

Viele Kinder können den Druck, den sie auf die Feder ausüben, leider nur schwer dosieren. Dies liegt an der oft fehlenden Grobmotorik, wenn Kinderhänden zum Beispiel das Matschen, Kneten oder die Erfahrung beim Umgang mit verschiedenen Materialien fehlt. Erschwerend kommen fehlende Malerfahrungen im Bereich der Feinmotorik hinzu, da heute vieles vorgefertigt geliefert wird und eine Fertigstellung oft mit wenigen Handgriffen erledigt ist.

Wie helfen heutige Schreiblernfüller wie der Schreiblernfüller von Pelikan Kindern beim Schreibenlernen?

Schreiblernfüller begleiten die Schülerhand im Idealfall über einen längeren Zeitraum, als nur durch den Buchstaben-Schreiblernprozess. Besonders ein ergonomischer Griff weist die Finger in eine richtige Schreibhaltung, die final zu einer entkrampften Stifthaltung führt und auch über längere Strecken ein ermüdungsfreies Schreiben ermöglicht. Eigentlich beginnt das Schreibenlernen aber schon beim Malen mit Wachsstiften, beim Reißen und Kleben und natürlich bei den ersten Bleistiftzeichnungen.

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griffix Schreiblernstifte von Pelikan.
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Das klingt nach einem sehr langen Prozess ...

Im Gegenteil: Heutzutage müssen die Schülerinnen und Schüler in kürzerer Zeit schreiben lernen und haben dabei weniger Zeit zum Üben, als ich es damals hatte. Durch den Wegfall einer verpflichtenden, verbundenen Schreibschrift entsteht bei Lehrkräften heute der Eindruck, die freie Zeit durch andere Dinge kompensieren zu können. Das Üben der damaligen Schwungübungen produzierte nicht nur ein ausdifferenziertes Schriftbild, sondern führte quasi von selbst zu einer entkrampften Schreibhaltung und zur Förderung der Feinmotorik.  

Was empfehlen Sie Eltern, wenn sie den ersten Füller für ihr Schulkind kaufen?

Das Kind sollte beim Kauf unbedingt dabei sein! Es bringt nichts, einem Kind den scheinbar besten Füller kaufen zu wollen. Wenn man einem Kind dann verschiedene Füller zur Auswahl gibt, enscheidet eine bequeme Schreibhaltung über den Kauf – das Aussehen ist aufgrund der Vielfältigkeit am Markt meist kein Kriterium mehr. Kennen Kinder bereits gute Stifte, beispielsweise aus dem Pelikan Schreiblern-System griffix, entscheiden sie sich meist automatisch für das nachfolgende Schreibgerät, da sie damit gute Erfahrungen gemacht haben und die Griffzonen kennen.

Was hat es denn mit der Griffzone auf sich?

Die Griffzone sollte einen kindgerechten Abstand zur Schreibspitze haben. Da bei Erwachsenen-Geräten der Abstand generell größer ist, muss ein Kind deshalb auch den eigenen Füller erst für sich entdecken. Außerdem sollte die Griffzone so bequem wie möglich sein, keine unnötigen Kanten haben. Außerdem ist ein klares Griffprofil sowie eine Markierung wichtig, die dazu animieren, den Füller richtig herum zu halten, um eine Beschädigung der Feder zu vermeiden. Apropos Feder: Diese sollte druckstabil sein, eine saubere Tintenspur erzeugen und ein gutes Federkorn besitzen, damit sie geschmeidig über das Papier gleitet.

griffix Schreiblernfüller von Pelikan mit Griffzone.
griffix Schreiblernfüller von Pelikan mit Griffzone.

Gerade Linkshänder haben oft Probleme: Es kleckert und schmiert beim Schreiben. Welcher Füller ist für Linkshänderkinder geeignet?

Linkshänder sollten die spiegelbildliche Schreibhaltung von Rechtshändern einnehmen. Daher benötigen sie einen Füller mit entgegengesetzem Griffprofil aber denselben hohen Ansprüchen, die Rechtshänder an das Schreibgerät stellen. Das Schmieren ist eher eine Folge verkehrter Schreibhaltung. Diese kann mit einem Tintenschreiber besonders geübt werden, damit später das lästige Verwischen deutlicher vermieden werden kann.  

Benötigt ein Füller eigentlich besondere Pflege?

Ja, da ist zum einen der Einsatz von zwei Patronen oder wahlweise einer Großraumpatrone zu nennen. Sonst besteht die Gefahr, dass Tinte im Stift ausläuft und sich nur sehr umständlich reinigen lässt. Dies führt oft zu häßlichen Tintenflecken, die dann dem Stift angelastet werden! Die Feder sollte vor zu starkem Druck geschützt und natürlich beim Einpacken immer mit der Kappe versehen werden.

Der erste Füller ist gefunden, nun möchten wir mit dem Schreiben loslegen! Wie lernen Grundschüler das Schreiben mit einem Füller?

Auf spielerische Art und Weise! Hier kommt es nicht sofort auf die reine Buchstabenlehre an. Gefragt sind Tintenbilder, das Malen von Geschichten, das anschließend fast automatisch in das Schreiben von Buchstaben mündet.  

Gibt es eine bestimmte Übung, die sie machen können?

Ja, beispielsweise das Verfolgen einer Fliege auf einem weißen Blatt! Das machen Kinder sehr gerne und haben ihren Spaß dabei. Sie können mit anderen Stiften beginnen und später dabei auch den Füller spielerisch einsetzen.   Dabei muss auch sicherlich auf die Haltung geachtet werden.

Wie hält man eigentlich einen Füller richtig?

Mit der 3-Punkt Haltung, dem sogenannten Zangengriff, die zu einem flüssigen Schriftbild führt: Daumen, Zeige- und Mittelfinger greifen den Stift, idealerweise durch Griffmulden geführt. Mehr Finger bedeuten eine erhöhte Anstrengung für den Sehnenapparat und können im Extremfall sogar zu Nackenverspannungen und Kopfschmerzen führen.

Was können Eltern tun, um ihr Kind beim Schreibenlernen mit einem Füller zu unterstützen?

Eltern räumen ihren Kindern Pausen ein und animieren sie dazu, abwechselnd mit anderen Stiften zu arbeiten, um eine Überlastung der Fingermuskulatur zu vermeiden. Außerdem beugen Knetübungen oder Fingerspiele einer Lustlosigkeit oder gar Abneigung gegenüber dem Füllerschreiben vor. So steht von Anfang an der ungezwungene Umgang mit dem Schreibgerät im Vordergrund, der möglicherweise bis ins hohe Alter anhält. Auch ich schreibe am liebsten heute noch mit einem Pelikano, mein hochwertiger Füllhalter liegt zur Abwechslung aber trotzdem immer in greifbarer Nähe!  

Vielen Dank für das Interview!

Dr. Maiko Kahler

Über Dr. Maiko Kahler

Dr. Maiko Kahler ist Grund- und Hauptschullehrer und unterrichtet derzeit an einer Grundschule in Hannover. Seit vielen Jahren steht er Pelikan pädagogisch beratend zur Seite.